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Reino Glutberg im Interview: „Die Möglichkeiten wirken oft grenzenlos“

(c) Reino Glutberg

Reino Glutberg präsentierte mit seiner Band am 11. Oktober sein stilistisch vielseitiges Album Muas da Wuascht Sein im Gürtellokal Kramladen.

Im Klangskizzerei Mail-Interview spricht er über seine Leidenschaft für den Blues, die Entstehung seines aktuellen Albums „Muas da Wuascht Sein“, seine Faszination und Begeisterung für die Gitarre und in welche Richtung seine neuen Songs gehen könnten.

Klangskizzerei: Was führte dich in deinem Leben zur Musik?

Reino Glutberg: Mit 15 Jahren habe ich durch eine Klassenkollegin erfahren, dass man keine Noten braucht, um Gitarre zu spielen. Dann habe ich mir die Tabs von Smoke on the Water vom Internet gecheckt und es mir selbst beigebracht.

Was sind die besten Erinnerungen an deine Psychedelic-Blues-Rock-Doors-Zeppelin Jugendband?

Es war einfach eine spannende Zeit, weil ich mit zwei Freunden das Musizieren erlernen durfte. Mit unseren Vorbildern sind wir in der damaligen burgenländischen Szene, die zu dieser Zeit aus Pop-Punk und Post-Core bestand, stark aufgefallen. Was uns unter anderem interessant machte, war unser Mut zur Improvisation. Das sorgte für so manchen Chaos Gig, aber auch für großartige Live-Momente.

Auf deinem mittlerweile zweiten Solo-Album – der stilistisch sehr vielseitigen Platte „Muas da Wuascht sein“ – findet sich u.a. eine Rückkehr zum Blues – was fasziniert und inspiriert dich am Blues?

Da meine Lieblingsmusik in meiner Jugend der Blues-inspirierte Rock der späten 60s und frühen 70s war, gelang diese Musik irgendwie in meine DNA. Was mich am meisten fasziniert, ist die Kraft, aber auch die Zerbrechlichkeit dieser Musik. Es ist ein Genre, das ohne Auto-tune und Quantisierung auskommt, bzw. würde es mit diesen Hilfsmitteln in sich zusammenfallen. Deswegen mag ich es. Je ehrlicher, desto besser.

Welche sind deine favourite Blues Musiker und warum?

Spontan fallen mir Son House, Nick Cave und JJ.Cale ein.

Son House ist nicht der beste Gitarrist und auch nicht der beste Sänger der Welt, aber die Art, wie er den Blues spielt, inspiriert mich. Egal ob mit Resonator-Gitarre oder mit klatschenden Händen, in seinen Performances liegt etwas Magisches.

Auch wenn Nick Cave für etwas Anderes bekannt ist, hat er für mich eines der interessantesten Blues Album ever recorded. Auf „The First Born Is Dead“ benutzt er kein einziges Mal den 12 Bar-blues oder bluesige Rhythmen und trotzdem fühlt man durch und durch den Blues auf eine gruselige Art.

JJ Cale ist mein Lieblings Leadgitarrist. Seine Art zu spielen ist so ikonisch und von seiner Laid Back Einstellung habe ich mir mittlerweile eine Scheibe abgeschnitten.

 

Wie entstand die Glam-Idee für den Opener Hotel Mama?

Ich bin ein riesen Glam-Rock Fan der 70s. Immer wieder komme ich zu T-Rex, Roxy Music oder David Bowie zurück. Auf Youtube habe ich ein Interview von Mick Ronson gefunden, wo er mit einem Wahwah Pedal den Sound vom Ziggy Stardust Album demonstriert. Das wollte ich dann einfach ausprobieren.

Wie haben Gastmusiker Martin Rupp und Lukas Friesenbichler, der auch Produzent des Albums ist, deine Ideen ergänzt?

Martin begleitet mich schon seit Langem auf der Bühne und ich wollte ihn unbedingt mal bei ein paar Songs mitwirken lassen. Es war mir relativ bald klar, welche Songs zu ihm passen könnten. Er hat mit seinem Gitarrenspiel die zwei Nummern maßgeblich gefärbt.

Lukas hat nicht nur auf Tontechnischer Ebene viel Input gegeben, sondern auch beim Recorden selbst. Oft habe ich die Songs 4-5 Mal eingespielt und er hat dafür gesorgt, dass ich mich auf die richtigen Dinge konzentriere. Oder er hat mich mit seinem Feedback in eine Richtung gelenkt, wie z.B.: „Dritter Take woa super, owa jetzt spiels mal todtraurig.“

In Summerregn und YOLBE erklingt ein moderner, neuartiger auch ein bisschen Richtung Americana gehender Sound, finde ich. Elektrisches und Organisch-Akustisches trifft aufeinander, verbunden mit nostalgischen Texten. Inwieweit habt ihr hier bewusst den Kontrast „modern – nostalgisch“ gesucht?

Geplant war es nicht. Im Grunde wollte ich den Song ein wenig an Velvet Underground anlehnen. Ich wusste relativ schnell, dass die Art wie Martin Gitarre spielt sehr gut zu dem Song und dem Text passen könnte. Schließlich hat er sein Signature Chorus Pedal eingeschaltet und der „moderne“ Sound war da.

Wie sehr habt ihr bei der Erweiterung deines Sounds mit Schlagzeug experimentiert und warum habt ihr es letztlich weg gelassen?

Fast jeden Song habe ich mit Gitarre und Stompbox live eingespielt und gesungen und das Ganze ohne Metronom. Das heißt das Overdubben von Drums wäre nicht so leicht gewesen. Außerdem hatte ich keine wirkliche Lust auf Drums und wollte dieses Album mit meinem Stomp-Rhythmus umsetzen. Wenn ich das Album heute recorden müsste, würde ich alle Songs mit Drums umsetzen.

Wie würdest du textlich und thematisch diese Album mit deinem bisherigen Schaffen vergleichen?

Ein Thema, das immer mitschwingt, ist das des „Weitermachen“ bzw. des „Weiterziehens“. Was auf dem neuen Album passiert, was ich als spannend empfand, ist, dass einerseits das „Hinter sich lassen“, aber auch die Nostalgie aufeinander treffen. Es werden auch düstere pessimistische Perspektiven besungen, aber auch schöne Erinnerungen verarbeitet. Dieses Gegensätzliche hat mir sehr gut gefallen. Abgesehen davon könnte man es als Übergangsalbum sehen, um von der Nostalgie zu etwas eher Düsterem zu gelangen.

„Klampfensüchtler“ nanntest du dich einem facebook post – was ist es, das dich am Instrument Gitarre so sehr inspiriert?

Diese sechs Saiten übertragen durch deine beiden Hände eine Energie und Emotion, die ich so bei keinem anderen Instrument finde. Für mich ist die Gitarre wie ein leeres Blatt mit Stift. Auf der einen Seite ist es ein Songwriting Tool und auf der anderen ein Ausdrucksmittel, mit dem man einen unglaublichen Lärm erzeugen kann. Ich fühle mich mittlerweile einfach zuhause auf diesem Instrument.

Reino Glutberg über das Musikmachen: „Die Möglichkeiten wirken oft grenzenlos“

Neuerdings spieltest du in einer facebook story auch Keyboard. Welche Rolle spielt das Keyboard in deinem Schaffensprozess?

Das Keyboard ist da, um mich daran zu erinnern, wie leiwand die Gitarre ist. Ich nutze gerne Orgelsounds oder Keys, um Leadspuren einzuspielen, aber meine Skills reichen leider nicht, um einen ganzen Song mit Akkorden zu begleiten. Auch das Schreiben funktioniert noch nicht wirklich, aber beim Produzieren streu ich es immer wieder gerne rein.

Was schätzt du an Mac Demarco, Kurt Vile, die du als Einfluss auf deine Single Im Urlaub hob i Zeit anführst?

Für mich sind die Beiden Künstler, die Musik für Klampfenliebhaber machen. Beide Musiker schaffen es, mit Gitarrensounds in Nostalgie zu schwelgen. Außerdem haben sie einen tollen Humor, den ich mag.

In welche Richtung entwickelt sich deine neuen, noch unveröffentlichten Songs?

Es schwirren momentan viele Visionen durch meinen Kopf. Ob es nach Italo Horror Soundtrack, Exploitation Kino oder doch nach intimen Akustikfolk klingen wird, kann ich noch nicht sagen. Aber was bleibt, sind die Geschichten und der morbide Humor in den Texten.

Was ist das Schönste am Musikmachen?

Das Schönste ist, dass es nie langweilig wird. Man lernt immer Neues dazu. Die Möglichkeiten, sich mit einem Instrument, einen Song oder einem Konzept zu spielen, wirken oft grenzenlos. Außerdem ist es eine Sprache, die einen anregt mit anderen zu kommunizieren.

Danke für das Interview!

Wenn euch die Musik gefällt, kauft das aktuelle Album z.B. auf bandcamp oder auf Konzerten und folgt Reino Glutberg auf instagram.

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