Bryter Layter, das Vorgängeralbum zu Pink Moon, hatte ihm nicht den erhofften Durchbruch gebracht. Es war vielschichtig instrumentiert – zu seinem genialen Gitarrenspiel gesellten sich allerhand Streicher. Pink Moon sollte anders werden. Aufgenommen an bloß zwei Oktobernächten 1971 ist es das direkteste und ehrlichste Werk Drakes. Es beruht, abgesehn von einer kurzen Klaviermelodie im Titeltrack, zur Gänze auf Gitarre und Gesang. Die Songs stehen in der englischen Folk-Tradition um Bert Jansch und John Martyn. Blueseinflüsse sind in Know hörbar. Der jazzige Sound von Bryter Layter ist Geschichte. Durch seine berühmten alternativen Gitarrenstimmungen, mit denen er schon als blutiger Gitarrenanfänger experimentierte, und sein einzigartiges Fingerpickingspiel, gleicht kein Lied dem anderen. Wenngleich das Album mit siebenundzwanzig Minuten relativ kurz ist, fühlt es sich wie ein in sich geschlossenes Werk an, nimmt den Hörer auf eine Reise. Eine Reise auf der Drake einmal mehr seinen gekonnten Umgang mit Naturmetaphern und -symbolen zeigt. „I was green greener than the hill / where flowers grew and sun shone still / now I’m darker than the deepest sea / just hand me down give me a place to be“, reflektiert Drake mit fragiler Stimme in Place to Be. Die Texte sind sehr weitläufig geschrieben, lassen viel Raum für eigene Interpretationen. In Harvest Breed befindet sich das lyrische Ich im freien Fall. Doch Pink Moon ist kein Album über den Tod. Die ersten Töne und Zeilen des unschuldigen, lebensbejahenden From the Morning erklingen und es wird klar – ein neuer Tag beginnt und er ist wunderschön. „and now we rise / and we are everywhere“, wie es in Tanworth in Arden geschrieben steht. |