Mit ganz viel Herzschlagaderblut eingespielt wurde die Debüt-EP „Stille Lost“ von indieaorta aus Wien, erschienen auf HASN Music und aufgenommen in den Studio Solaris. Indieaorta borgen sich auf „Stille Lost“ über weite Strecken das Konzept der White Stripes, „Zwei Instrumente, Gitarre und Schlagzeug, reichen für ein musikalischen Reich“, und führen es in Surf-Rock, fuzzigen Mudhoney-esken Grunge und eine Post-Punk-Dunkelheit über.
„Still“ ist hier kaum etwas. Stille Lost lebt in, von und durch seine Unmittelbarkeit. Auch die Spielfreude wurde auf der Platte spürbar eingefangen. Die Ideen klingen wie aus dem Moment, dem Impuls und dem Jammen geboren. Die Stille geht für dreizehn Minuten verloren und weicht einem wohlig-wattigen Gitarren-Lärm.
Warum die Stille Lost EP als Ganzes funktioniert
Dass diese 5-Song-EP als Ganzes so gut funktioniert, liegt zum Einen an der Vielfalt der Gitarrensounds: das absteigende Surf-Intro und die Surf-Sounds in Surf Vampir; der schwebende Gitarrensound in Schwerelos; die herrlichsten Fuzz-Sounds in Schwerelos und Candy, die live wohl einfach famos klingen müssen; das offen und klar perlende, und damit in White Stripes Manier einen ruhig-melodiösen Kontrast bildende, Candy. Das tiefenschillernde Am Fluss.
Zum anderen liegt es an den Dynamiken. Am wirkmächtigsten sind sie in Schwerelos und im Gitarre-und-Schlagzeug crescendo gegen Ende von Am Fluss. Ein Schlagzeug-Intro leitet Candy ein. Und ein peitschender 00er-Indie-typischer Schlagzeug Beat im Stile der Libertines, Sugarplum Fairy oder Jack Peñate unterfüttert den Song Zu Zweit.
Die Texte fallen positiv auf, da sie weit voneinander entfernte Assoziationen und kontrastierende Bilder kollidieren lassen, Schönes und Grässliches, als besonders poetisch sticht Am Fluss heraus.
Die Lieder auf Stille Lost sind rasant, alle maximal drei Minuten lang, lassen den Hörer in der Stille nach dem Sturm verloren weilen und fördern so das Verlangen nach weiteren Hörgängen. So wird in Surf Vampir der letzte und vom Hörer erwartete Refrain schlicht unter hohem Gelächter – welches eine Anspielung auf den Song „Wipe Out“ der Surfaris ist, der davor auch textlich zitiert wird – vorzeitig abgebrochen. Genau das lässt den Hörer mehr wollen. Aus diesem Grund ist man mit dieser EP oft länger als die 13 Minuten beschäftigt, da man den Repeat-Knopf drückt – ein Entschluss, den man immer wieder gerne fuzzt!
[Hinweis: Einleitung am 18.07.2021 13:34 geändert, da die EP in den Studio Solaris aufgenommen wurde]
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