Hört man die fünf Songs der Belter Skelter EP der Wiener Indie-Band Fiesta Forever hat man sofort Konzerte vor dem Auge und in den Gehörgängen. Man ist auch daheim vor den Lautsprechern automatisch bei den Konzerten der Adoleszenz der 00er Jahre, die die Ewigkeit bedeuteten und doch zu Ende gingen, aber mit Fiesta Forever fangen sie wieder an.
Fiesta Forever sind: Alexander Huber (gesang, git.), Johannes Loss (Git.), Max Hofer, Daniel Burtscher (drums) feilten lange an ihrem Sound und spielten live bis ROLA Music sie signen musste, sie residieren mittlerweile in Wien.
Eröffnet wird die EP mit In Vain einem Song der melancholischen Euphorie. Ein würdiger, kraftvoll nach vorne preschender Opener, wie etwas ungebundenere, freiere Strokes. Das Gitarrensolo wird um Abwechslung reinzubringen von einer Art Rocksteady-Feeling unterfüttert. Der zweite Track Life’s What You Make it hat eine melancholische Interpol-typische Bridge und beweist, dass die melancholischen Kurz-Passagen in den Songs Fiesta Forevers oft die ausgelassenen Euphorie-Feste bedingen, kontrastieren und stärken.
Was Fiesta Forever vor allem auszeichnet ist ihr Bestreben in jeden Song frische Zutaten zu stecken, nicht zwei Mal quasi „denselben“ Song zu schreiben. Das gelingt u.a. durch die Effektpedale. Wenn Gitarreneffekte Gewürze sind, würzen sie jeden Song unterschiedlich – geben den Songs damit effektiv das gewisse Etwas mit. So gelingt es den 00er Indie-Rock weiterentwickelt, variabel und abwechslungsreich klingen zu lassen.
Auch Paralyzed weicht etwas vom britischen Indie-Rock ab und bietet leichte Stoner Rock Einflüsse, ähnlich wie die Arctic Monkeys 2009. Zudem lässt man sich von Jamie Cooks Gitarren-Effekt im Song Dangerous Animals inspirieren. Auch das Gitarrensolo durchzieht den letzten Paralyzed-Refrain ähnlich wie jenes My Propeller-Solo der Arctic Monkeys. Die Strophen klingen sehr im Stile der Humbug Ära, Bei den ersten Hörgängen klingen die Strophen so nah an den Arctic Monkeys dass es beim Hören etwas negativ irritiert. Weil es so sehr das Ding der Arctic Monkeys und keiner anderen Band ist. Sodass man es umso stärker mit den Arctic Monkeys als Norm verbindet.
Trotzdem ist er weiterentwickelt und weitergedacht, so vibriert nicht nur die Lead-Gitarre sondern streckenweise auch der Bass. Es ist der modernste Track auf der EP. Im überfallsartigen Refrain überzeugen Fiesta Forever alle Zeugen dieses Songs.
The Fire ist ein tanzbarer Kracher, evoziert zum einen die tropfend hallende Foals-Gitarre, und zum anderen die funkige Franz Ferdinand/Foals Gitarre, sowie lebendige, nicht streng auf den Punkt gespielter Bass-Arbeit. Der Closer Volcano eröffnet mit schneidend klingenden Gitarren und orientiert sich in den etwas Post-Punk-esquen Strophen vage an den Strophen Franz Ferdinands Michael oder You’re the Reason I’m Leaving.
Es ist schwer im Indie Rock, der vor zwölf bis 15 Jahren – auch in Österreich – müdegespielt wurde, wieder neu und originell zu klingen. Man merkt jedem Song auf Belter Skelter das Bestreben an den Indie-Rock punktuell und gezielt weiterzuentwickeln. Dadurch dass die Referenz-Bands der 00er Jahre oft mal stark durchklingen, lebt es manchmal in einem schweren Spagat zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Die Produktion rettet das Album dann doch in die Gegenwart.
Update 23.7.2022: erster Absatz entfernt…
Gitarrenmusik und Konzertskizzen