Der Titeltrack Risiko ist der erste der vier Lieder der EP und klingt wie eine Erweiterung des Beach House Sounds zu einer vollen Band gemischt mit Italo-Pop im Stile Adriano Celentanos. Wie auf dem Debüt-Album Atlantis von Alpha Romeo gibt es butterweiche Backing Vocals aus der vielköpfigen Band. Risiko ist melodiös gefühlsmäßig scheint es nah dran an einem der Beach House Songs, was anfangs etwas irritiert. Aber dann gewöhnt man sich daran und schwelgt. Gibt ja kaum träumerischere schönere Musik. Die konsequente Fortführung des Alpha Romeo Debüt-Album-Sounds ins Ausgereifte und Vollendete. Ein Spoken-Word Teil und Gitarrensolo ist inklusive. Geht viel um tipico und Wettbüros und läuft damit nicht gleich eher parallel zu Voodoo Jürgens mit dem Glücksspiel – aber das kleine Risiko geht man ein – ist ja ein anderer Blickwinkel auf das Thema. Und ebenfalls ein sehr persönlicher – sowie alle Lieder der Risiko EP – die zwar im Persönlichen ihre Wurzeln haben, aber ins universell Nachempfindbare ihre Zweige sprießen, sodass viele Hörer beim Hören die Texte nachvollziehen und nachempfinden können.
Gürteltier ist ein vom Chicago-Blues geprägter Track mit Dialekt-Text: die geraden, peitschenden Schlagzeug-Fills sind zu hören. Auch Gitarren und Bass sind im Blues verwurzelt. Der Blues-Klavierpart wird zusätzlich auf neuklingende Art von der kurzen, prägnanten Staccato-Violine unterstützt. Gemeinsam mit dem Dialekt-Gesang eine spannende und vor allem neuklingende Mischung.
Wie der Opener ist auch Gemeinsam butterwach verträumt. Mit träumerischem Bottleneck Spiel in der Hauptrolle. Auch eine Funk-Gitarre mit Phaser-Effekt blitzt zwischendurch kurz auf. Für den letzten Refrain in Gemeinsam butterwach wird die Tonart noch hinaufmoduliert, so scheint es zumindest, um dem Lied noch zu einer allerletzten Steigerung zu verhelfen. Ist ein sehr hartnäckiger Ohrwurm.
Der EP-Closer Das jugendliche Manifest ist ein Austro-Pop-Nostalgie Track mit perlenden Saiten, bisschen im Stile André Hellers oder Wolfgang Ambros. Das Fragile und Fragende entklingt den Saiten. Auch ist es eines jener Lieder, die nur das Älterwerden schreiben kann, das man mit 20 wohl gar nicht schreiben kann oder würde, und wenn man es versucht, es wohl zwangsläufig altklug anmuten würde.
Das jugendliche Manifest und Risiko haben wohl das größte „Klassiker“-Potential auf der EP. Aber die anderen beiden Lieder haben auch Qualität. Denn dass Alpha Romeo und seine fünfköpfige Band durch neuartige Instrumentierungen und der Kombination mit dem Dialekt, auch weiterhin musikalisch ambitioniert agieren; und durch das In-Sich-Gehen und Zurückblicken neue persönliche und zugleich universelle Text-Themen finden – steigert die Erwartung auf die volle Albumlänge des kommenden zweiten Albums.
Gitarrenmusik und Konzertskizzen