„The snow comes down / there is no sound“ sang Stephan Stanzel auf dem Debüt Fresh Kills Landfill in seliger Harmonie mit dem Glockenspiel. Damals, 2007, wurden A Life, A Song, A Cigarette noch als die österreichischen Bright Eyes gehypt. Heute sind sie mit ihrem neuen Song Snow an der Spitze der Fm4 Charts. Und klingen so als würden sich die isländischen Post-Rocker Sigur Rós und die verträumten Shoegazer von Slowdive an einem verschneitem Dezembertag in Simmering treffen, um die Bright Eyes zu covern. Ein gewagtes Experiment. Doch All That Glitters is not Gold überzeugt. Und das magische Glockenspiel ist auch wieder mit dabei.
Mit dem neuen Produzenten Stephan Deisenberger (Keyboarder von Naked Lunch) hat die Band große Schritte gemacht. Durch den neuen, großflächigen, schwermütigen, getragenen Sound sind aus den Songs kleine Epen geworden. Keyboard, Zither, rückwärts gespielte Gitarrenspuren – in diesen Epen tummeln sich allerhand neue Instrumente und Ideen, die das Album dicht klingen lassen. Die kapodasterbestückte Americana Akustik Gitarre als Hauptträger des Songs ist Geschichte.
Die aktuelle Single Snow ist wunderbar beschaulich, wie eine langsam im 6/8 Takt hinabschunkelnde Schneeflocke. Wie die trügerische Stille, die im Winter über dem im Schnee erstickten Industriebezirk Simmering liegt.
Und in Blindhearted, der ersten Singleauskopplung, tränkt eine magische Klaviermelodie den Hörer sofort in Melancholie. „Is this the war we started or are we just blindhearted?“ folgt Stanzels Gesang im Refrain der Klaviermelodie, intensiviert damit die Melancholie und den Ohrwurm und kreiert eine wunderbare Wortneuschöpfung.
Inhaltlich sind sich ALASAC auf jedem, wie auch auf dem neuen Album treu geblieben – der Bandname ist Programm. Herzschmerz, Heimatbezirk, Dämonen, Depressionen. Ein Lied. Eine Zigarette. Die großen Themen des Lebens. Durch den neuen Sound kommen die Themen aber ein Mal mehr auf eine neue Weise zum Ausdruck.
Simmering (Part II) ist die Fortsetzung des Songs Simmering auf ALASACs Album Black Air. Es handelt von Stanzels Beziehung zu seinem Heimatbezirk. Aus einem verzweifelten, notgedrungenen „Get me outta here“ im ersten Teil auf Black Air wird ein eher kühles, distanziertes „you’re disappearing slowly / you’ll never know me, Simmering“ auf ATGING.
Das zutiefst elegische Storybook, das musikalische Geschichtsbuch in dem Klavier, Gitarre und Streicher an einem nebeligen Novembertag verschmelzen, könnte auch Elliott Smiths in grauer Melancholie getauchter XO-Albums-Feder entstammen.
Die Experimentierfreudigkeit gipfelt im Pre-Closer dem satte 18 Minuten langen Instrumentalstück To Axion Esti.
Zum Ausklang gibt es mit Intercity 69 einen wehmütigen Song, in dem es wieder um Zugreisen, ein altbewährtes ALASAC Thema, geht. Bilder flackern auf. „No stations could not stop us. I’m the teardrop on your cheek“, singt Stanzel. Die Zugglocken läuten den Abschied ein.
Und A Life, A Song, A Cigarette sind über sich hinausgewachsen. All That Glitters is not Gold, ist ein traurig-schönes Album, ist ALASACs ambitioniertestes Werk. Der früh verstorbene englische Folkgitarrist Nick Drake meinte in Day is Done einst „life’s not made of gold“. Und trotzdem glitzern, funkeln und schimmern die beruhigend-rauchig gesungenen, lebensnahen Songs von A Life, A Song, A Cigarette in trauriger, elegischer Schönheit.
[Release: 28.01.16]