Die Musik der Nullerjahre scheint in Österreich wieder in Mode zu kommen: At Pavillon, Siamese Elephants, Napoleon Hairfashion und nun auch Jolphin bringen das Jahrzehnt und seinen Indie und Garagen-Rock-Revival Sound derzeit in moderner Form zurück.
Talking Flies des Gitarre/Schlagzeug-Duos Jolphin ist ein Garagen-Rock Song mit einem punkigen Gitarrentrick, der auch Hives-ähnlich ist. Weiters sind auf der Aufnahme ein Bass zu hören sowie mehrere Gitarrenspuren und instrumentale Fliegengeräusche. Auch ein lärmendes Feedback und Gitarrensolo ein bisschen im Stil der Libertines ist vertreten.
Holte die Debüt-Single Sugar Shock Treatment den Hörer auf einer emotionalen Ebene ab – so setzen Jolphin mit Talking Flies auf Wut und Energie. Deshalb ist Talking Flies als zweite Single gut gewählt und macht Sinn, da der Song andere Qualitäten hat.
Jolphin setzen anders als in Sugar Shock Treatment weniger auf Melodiosität im Songwriting. Der Refrain-Teil wird druckvoll, schnell, kurz und laut gehalten – gleich wie Jolphin wohl mit Eintagsfliegen kurzen Prozess machen. Die Band setzt verständlicherweise nicht auf einen langen, emotionalen und melodiösen Refrain. Es sind eher die Strophen und das Outro, die die Melodie-hooks aufweisen.
Jolphin texten in der Fremdsprache, profilieren sich nicht mit kreativen deutschen Texten, sondern verwenden das Englische dazu ihre Rock’n’Roll Haltung zu untermauern.
Die Produktion ist der eigentliche Star des Songs und hält ihn davon ab veraltet oder beliebig zu klingen. Sie hält auch das Gitarrenriff davon ab generisch zu klingen. So dient die Single als ein weiterer Beweis, dass Jolphin den Indie-Rock sehr fetzig und druckvoll einfangen können. Das verhilft dem Sound des in den Nullerjahre totgespielten und vielkopierten Indie und Garagen-Rock im Jahr 2021 zu Aktualität und Relevanz.
Vor allem aufgrund der rockigen Produktion sollte man für die weiteren Songs der „Sugar Shock Therapy EP“, die im Herbst kommen, als 00er-Jahre Indie Fan die Ohren offen halten.
Gitarrenmusik und Konzertskizzen