Reino Glutberg – Reino Glutberg spüd 7 Numman aus seim bluesigen Repertoire EP

Reino Glutberg – Tunnel Vienna Live

Die Gitarrensaiten werden gedämpft, gepflückt oder gedroschen; das Slide-Gitarrenspiel ruscht zielsicher am Gitarrenhals; der linke Fuß stompt die Stompbox; der Schellenring am rechten Fuß scheppert, die Stimme glüht. Die harten, bluesigen Harmonien pflastern den Weg für die Texte – die „Gschichtl’n“ – die von den Widrigkeiten des Lebens erzählen.

Auf der „Reino Glutberg spüd 7 Numman aus seim bluesigen Repertoire“ EP zieht Glutberg seine Inspiration aus dem 30er Jahre Delta Blues, den er mit seinem burgenländischen Dialekt-G’schichtldrucker-Stil verbindet. Die ausdrucksstarke Stimme und das markante Summen stehen Glutberg gut und werden gesanglich dem Stil der alten Blues-Meister der 30er-Jahre gerecht.

Aufgenommen und gemischt wurde die EP von Lukas Friesenbichler; ehemals Schlagzeuger der Wiener 10er-Jahre Band „Black Shampoo“ Gemastered von Dominik Hofstädter (HASN Music).

Die neue EP ist ein intensiveres Erlebnis als die „Schau nie Zruck“ EP:  Weniger Instrumente, weniger Overdubs – Glutbergs Live-Sound ist klangliches Vorbild. Der Charakter jeder Saite vibriert und schnarrt angenehm.

Der Opener Ocka – hochdeutsch: „Acker“ – ist ein ähr-würdiger Opener, der mit spannenden Harmonien fesselt.

Drei der sieben Lieder (So lang der Mond scheint, Herr Kollege, Schau nie Z‘ruck) sind schon von der „Schau nie Zruck“-EP bekannt, doch das kann man kaum als großen Schwachpunkt anführen, da sie nun verbessert oder zumindest alternativ vorliegen. So lang da Mond scheint wird weniger aufdringlich gesungen und gestompt und Herr Kollege diesmal ohne Percussion, dafür mit präsenterer und weniger dünnklingender Gitarre.

Ähnlich wie Bleib bitte do der Debüt EP gibt es mit I bin net do auch eine Nummer mit unbluesigeren Harmonien, die die Anspannung nach Herr Kollege löst.

Am zwingendsten ist die EP in Ocka und In da Sunn, dem Videovorboten zur EP, der den Delta-Blues mit einer – im Sinne der Eingängigkeit – poppigen Melodie verbindet.

Lyrisch gibt es ab und zu minimale Holprigkeiten, die manchen Hörer vielleicht beim Hören irritieren. Das etwas zu simple und daher leider etwas lieblos wirkende („die Nacht is lang/der Schacht is lang“) (So lang da Mond scheint). Oder „Du schaust mi an / I schau di an“. (Schau nie Z’ruck). Ansonsten wird es lyrisch und metaphorisch sehr schön gemacht: „letzter Atemzug / steigt auf wie Rauch aus einer heißen Pistole“ (Herr Kollege) oder auch Humor in den Texten „Wenn die Kirchenglocken leit – wo geh ma hin?“ (Wo geh ma hin).

Musikalisch ist es ein dunkel fesselndes Werk: Ungesagtes, Gemunkeltes und Ahnungsvolles schlummert in den gedämpften Akkorden und findet in Glutbergs Stimme seinen Ausdruck. Ein Werk, das beweist, dass heutzutage auch ohne Starkstrom spannende Musik möglich ist. Die „Reino Glutberg spüd 7 Numman aus seim bluesigen Repertoire EP“ ist ein ehrliches Klangzeugnis eines Mannes, der in den blauen Zwischentönen der Donau den Blues des Mississippi sieht.

 

Der Mann, der in den blauen Zwischentönen der Donau den Blues des Mississippi sieht
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