Reino Glutberg Band & Johnny Cola (Support) live @ Kramladen: Vom Changieren & Brillieren

Reino Glutberg Band im Kramladen (c) S. Westacott

In einer humorigen, rauschigen Oktobernacht am Freitag, den 11.10., präsentierte Reino Glutberg sein aktuelles und vielseitiges Album „Muas da Wuascht Sein“ live im Wiener Kramladen. Support machte Johnny Cola aus St. Pölten – ein Alternative/Austropop Künstler.

Johnny Cola brilliert als Opener

Auf der lichten Bühne des dunklen Saales brillierte Johnny Cola solo mit Stimme und Gitarre. In seinen Liedern ist die Gitarre hier und da spielerisch, aber bildet meist ein solides Fundament, welches die glänzend geschriebenen Songs in den Mittelpunkt rückt.

Zwei dieser von Johnny Cola geschriebenen Songs waren 1000 Schmetterling und Fernweh. Sie wurden von Reino Glutberg produziert.

Das Besondere an den Songs ist, wie die Melodien – auf ganz eigene Art – über den Akkorden schweben. Das liegt sicher an der seidenen Stimme Johnny Colas, aber natürlich auch an der Wahl der Melodietöne, dem gekonnten Songwriting. Bei 1000 Schmetterling stimmte das Publikum in den Mitsing-Schlusschor ein.

Seine Lieder atmen eine Leichtigkeit. Zum Schluss spielte er Fernweh, das Lied über die Flucht aus der Stadt „die nix mehr für mi übrig hat“. Seine Gitarre hatte viele Geschichten zu erzählen und Johnny Cola in seinen Songs ebenfalls. Johnny Cola hat sich spürbar mit seinem Herzen der Musik verschrieben.

Reino Glutberg Band

Reino Glutberg und Martin Rupp (c) S. Westacott

Lauschende Silhouetten huschten wie Gespenster in das Dunkel des Saals und der bühnenlichtumflossene Reino Glutberg und seine Band eröffneten den Abend mit der Glam-Nummer Hotel Mama, dem Opener des aktuellen Albums.

Live fehlt natürlich die zweite Gitarre, welche am Album den Glam-Part spielt, daher wird jener Glam-Part auf das Keyboard von Fabian Lehner uminstrumentiert. Fabian Lehner sitzt links hinter dem Keyboard und agiert im Laufe des Abends immer passend, ab und zu auch mit Ausflügen ins Virtuose.

Martin Rupp (u.a. bekannt von Jansky) spielt Bass im Hintergrund und baut ein bassendes Fundament. Rechts sitzt Lukas Friesenbichler, Produzent des Albums und geht in seinen Drum-Grooves auf. Er hat einen lockeren, unaufgeregten Spielstil der gut zur Musik der Band passt.

Das ursprüngliche Solo-Blues-Projekt Glutbergs ist also nach zwei EPs und zwei Alben zu einer vierköpfigen Band gewachsen.

Highlights, Songtexte und Changieren zwischen den Stilen 

BBBBarbara ist ein erstes Highlight. Das melancholische Summaregn folgt. Und die Single-Auskoppelung PONR. Die Albumversion klingt nach Gitarren-Schichtarbeit. Live überzeugt sie auch. Sie wird spontan „ohne Delay-Effekt“ gespielt. „Daham is angeblich durt wo der Kühlschrank steht“, singt Glutberg im Refrain.

Die Songs werden öfters von Glutbergs kurzen Erzählungen eingeleitet. Für Erheiterung sorgt die Erklärung des Songtitels YOLBE – laut Glutberg: „You only live bis Elternsprechtag“. Sondkistenblues erzählt von einer Kindheitsbegegnung mit einem Kind, das „den Sand in die Höhe wirft, und ausruft: „I bin reich, I bin reich„“, meint Glutberg. Dies beweist wohl – manchmal ist man reich und am Sand zugleich. Der Song ist hörbar inspiriert von Icky Thump der White Stripes. Glutberg kramt sein Bottleneck heraus. Ein weiteres Blues-Stück ist das nächtige Herr Schüttler, welches an 60er Jahre Blues-Bands erinnert.

Dann folgt ein melancholischer Teil u.a. mit Lodestroßn, Novembergrob als Solo-Ballade, sowie eine neue, unreleaste Nummer über den Zentralfriedhof und beide Versionen von Teensharkslasher, die in den Rock’nRoll übergehen.

Finale mit Freilondstroß-Nummern

Abschließend spielt Glutberg zwei Freilondstroß Nummern: Lederjockn. Und Countryrockstar – der Country-Schunkler mit Martin Rupps quintenspringendem Bass als geeignete Schlussnummer.

Glutberg changiert an diesem Abend zwischen den Stilen und vermengt sie auch hier und da zu seinem ganz eigenen Sound. Glam, Rock n Roll, Blues, Folk Rock, Country usw. Traten zwischen den Songs kleine Ungereimtheiten auf, wurden diese mit Humor kaschiert.

Es war alles echt und authentisch, mit Ecken und Kanten – genau dies ist, was seine Songs – und auch den Auftritt – zu Kunst macht. Denn seelenlose Perfektion anzustreben ist ohnehin sinnlos. „Plusquamperfekt“ geht vielleicht – aber in Wahrheit bewies dieser Abend, dass die um Glutberg formierte Band eine künstlerisch vielversprechende Zukunft vor sich hat.

ein Triumph, Glutberg und Band (c) S. Westacott

 

reino_glutberg instagram

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