Der unterschätzte Americana-Songwriter und Sänger Jason Andrew Molina wurde 1973 in Lorain, Ohio geboren. In seinen Anfängen spielte er in Heavy Metal Bands als Bassist, so kommt es nicht überraschend, dass auch zwei dunkle Black Sabbath Covers in Albumform das Licht der Musikwelt erblicken – aber seine wahre Bestimmung war das Songschreiben.
Songwriting als Tagwerk von früh bis spät
In sehr jungen Jahren las Molina laut seinem Vater Enzyklopädien von A bis Z, lernte vier Sprachen, stand früh auf, um den Tag voll zu nutzen. In späteren Jahren war es das Songwriting, das Molina von früh bis spät betrieb. 17 Studioalben wurden es projektübergreifend gezählt – vom Projekt „Songs: Ohia“ und „Magnolia Electric Co.“ und auch Soloalben.
Dass Jason Molina in jungen Jahren an Magie, Geister und übernatürliche Phänomene glaubte, zeigte sich später auch in seinen originellen Metaphern, den blauen Monde und Geistern, die er in seinen Liedern wie Blue Chicago Moon heraufbeschwörte.
Sein erstes Album, das selbstbetitelte Songs: Ohia, erschien 1997 beim „Palace“ Label des Musikers Will Oldham, auch bekannt als Bonnie Prince Billy.
Das Einzigartige am Molina-Songwriting
Bei seinen sparsam instrumentierten ersten Alben, die wohl ins Slow-Core Genre fallen, waren oft zwei, drei triste Akkorde und seine Stimme genug, um den Hörer gänzlich in die dunkle Weitläufigkeit seiner Klangwelt zu ziehen. Die Momente, in denen die Musik fast verebbt, bevor sie wieder ihren wellenartigen Schwung eines dunklen Ozeans bei Vollmondnacht aufnimmt, machen den Reiz aus.
Die Leere, die Weitläufigkeit machte Molinas Musik zum Unikat. Er komponierte, er schuf und skulpturierte seine Songs, aber ließ ihnen immer Platz und Raum. Dort wo andere Künstler vielleicht diesen Raum füllten, ließ Molina die Leere wirken.
The Lioness:
Eines der Beispiele für diesen Sound ist der Song Lioness des gleichnamigen Albums mit seinen trademark originellen Metaphern, er ist besonders wellenartig. I will swim to you singt Molina passend zum Klangbild.
Didn’t it Rain:
Das Album „Didn’t it Rain“ wurde vom Star-Produzenten Steve Albini (In Utero, Surfer Rosa, Shellac etc.) produziert. Es ist wohl Molinas erstes Meisterwerk. Das schneidende Lied Blue Chicago Moon ist eine Art Antwort-Song zu Neil Youngs Helpless, „you are not helpless I’ll help you try try to beat it.“, singt Molina. Chicago, dort verbrachte er sein Leben. Wenn er gerade nicht auf Tour war.
The Magnolia Electric Co.:
Das darauffolgende, nächste Meisterwerk „Magnolia Electric Co“. Album markiert den Wendepunkt in seinem Schaffen, die Vergrößerung seines Sounds zu einer vollen Crazy-Horse ähnlichen Band und Country Rock. Der Name des Albums gefiel Molina so gut, dass er ihn zum neuen Bandnamen machte. Im Studio stand seine Trinksucht nie der Arbeit an den Alben im Weg, meinte der legendäre Produzent Steve Albini – Molina ging hier nüchtern ans Werk. Auf Tour jedoch nahm die tragische Trinksucht ihren Lauf. So sehr, dass Bandkollegen einschreiten mussten. I’ve been Riding with the Ghost ist wohl das treffendste Lied über die Abhängigkeit und den change den Molina versucht.
Hold on Magnolia live:
Bei Live-Auftritten variierte er stets die Gesangsmelodien stark, heulte mal tiefer mal höher und anschwellender und langgezogener und bewegte seinen Kopf voller Hingabe und Rührung wie einst Hank Williams während er seine magnolienfarbenen Melodien sang.
Live in Wien:
In Wien zu Gast war Molina 2007 mit A Life, a Song, a Cigarette im Vorprogramm, sowie 2009. Bei live shows spiele er zu 75 bis 90 Prozent neues Material, er sei kein Musiker, der zu seinen älteren, bereits veröffentlichten Alben und Songs oft zurückkehrt um sie zu hören oder sie auf Tour in großer Zahl in die Setlist einzubauen, meinte er in einem Interview zum Album „Josephine“. März 2017 fand im Fluc ein magnolien-magisches Jason Molina Tribute im Fluc statt, u.a. mit Bands wie The Ghost and the Machine und Destroyed but not Defeated, Protestant Work Ethic und Los Compadres.
Ähnlichkeiten von Just be Simple und der Musik von Richard and Linda Thompson:
Im Outro des Molina-Song Just be Simple hört man Wesenszüge des prägenden Folk-Rock Albums „I Want to see the Bright Lights Tonight“ von Richard and Linda Thompson wieder. Auch in den speziellen, langgezogenen Gesangsmelodien und den Backing vocals hört man einen möglichen Einfluss.
The Calvary Cross – Richard and Linda Thompson:
Just be Simple:
The Magnolia Electric Co. – Josephine (2009):
Zeitgleich mit der Namensänderung und dem letzten Songs:Ohia Album expandierte Molina seinen Solo-Musiker Sound zu dem einer vollen Americana-Band. Die Kulmination des Magnolia Electric Co. Schaffens ist das Album Josephine: Ein edles Werk das Molina 2009 veröffentlichte. Emotionale, magnolienfarbene Molina-Melodien. Die Klaviertöne tanzen wie Diamanten auf den Akkorden. Im neuen Bandprojekt Magnolia Electric Co. mit mehr Musikern bleibt dieselbe Weitläufigkeit im Songwriting und Melodien. Die Musiker in Molinas Band füllen den Raum zwischen den Zeilen mit ihren edlen Darbietungen, Molina ließ ihnen hierbei mit Vertrauen oft künstlerischen Freiraum zur eigenen Interpretation.
Ob in Songs: Ohia oder Magnolia Electric Co. Molina fand sie – die melancholischen Songs und magnolienfarbenen Melodien, die nie verblassen.
Gitarrenmusik und Konzertskizzen